FLÖTE

Schilf in Händen - Musik im Raum für 3 Querflöten (2007/2012) (bitte anklicken)

Die Komposition bezieht sich auf einen Grundmythos der Musik. Als Pan nach Syrinx greift, wird sie in Schilfrohr verwandelt. So hält Pan statt der Person seiner Liebe und seines Sehnens nur Schilf in Händen. Doch der Wind streift über das Schilf und erzeugt leise Töne. Pan hört dies, bricht nun das Schilfrohr, stuft es fein ab und erzeugt mit dem lebendigen Atem seiner Liebe selbst leise Töne, durch die er Trost gewinnt.

So anmutig tief das Bedürfnis nach Musik in diesem Mythos beschrieben ist, so wahr bezeichnet es auch die folgenreiche Erfindung der Musik. Im Kontrast zu den alten Kultinstrumenten, zu "Geräuschen dumpfer, brüllender, rasselnder Art", tritt nun die wohlgeordnete Tonreihe hervor.

Die Komposition bezieht sich sowohl auf "Syrinx" von Claude Debussy als auch auf "Density 21,5" von Edgar Varese. Auch Varese dürfte das Greifen des Schilfs im Kopf gehabt haben, als er sein Stück "Density 21,5" nannte. Heute greifen wir alle sozusagen in neues Material (Varese nannte es "Density"). Ist dies ein Griff, mit dem sich Liebe, Sehnen, Hoffen verbindet? Welches Unterpfand könnte (wie damals das Schilf in den Händen des Pan) heute Trost spenden oder vielleicht sogar die Bewältigung erlittener Verluste und neuen Sinn ermöglichen? - Wir alle sind vom Wind der Veränderung umweht, der neues Hören, Denken, Tun erfordert.  (H.Johannes Wallmann - nach Ovid, Ernst Bloch, Heinz-Klaus Metzger)