ANTIPHON ROTA - für 2 Fagotte (1996)
Dauer: 26 Min. | UA: Axel Voigt und Reiner Bastian, Berlin 1997 | Auführungsmaterial vorhanden
ANTIPHON ROTA ist ein Spiel und setzt sich aus drei unterschiedlichen musikalischen Texturen (den Dekompositionen 1,2 und 3) zusammen. Diese entstammen der Komposition "rota“ für Fagott solo, die in diesem Stück „dekomponiert“ und in einzelne musikalische Bausteine aufgelöst ist. Neben den drei Spielblättern mit den drei Dekompositionen können die Zeilen (für die Segmente) und die Taktstriche (für die einzelnen Bausteine) als Anhaltspunkte verwendet werden, um die einzelnen Segmente und Bausteine innerhalb einer Dekomposition zu unterscheiden und voneinander und abzugrenzen. Diese Bausteine können dann im antiphonen Wechselspiel der beiden Spieler neu zusammengesetzt werden. Sie sind dabei so auszuwählen und sollen so erklingen, dass sie musikalisch erkennbar sind und mit ihnen neue – nun eben antiphone - musikalische Struktur- und Sinnzusammenhänge gebildet werden.
Rondoprinzip. Die grundsätzliche Strategie des Spielverlaufs besteht in der Gestaltung eines Rondos, das eine musikalische Urform von "gleichbleiben und verändern“ ist. Das Rondo resultiert aus der Abfolge von Refrains und Couplets. Nachdem das Spiel begonnen hat, folgt nach jedem Refrain ein Couplet, nach jedem Couplet ein Refrain. Der Unterschied zur gewöhnlichen Rondoform besteht darin, dass im Verlauf des Spiels nicht nur die Couplets, sondern auch die Refrains sehr unterschiedlich gestaltet werden können. Obwohl (wie gleich zu erkennen sein wird) die Spiel-Verantwortlichkeiten klar verteilt sind, werden sowohl die Couplets als auch die Refrains von allen Spielern gemeinsam und stets im gegenseitigen Wechselspiel gestaltet.
Der Refrain. Jene - frei wählbare oder per Zufallsoperation zu ermittelnde - Dekomposition, mit der das Rondo eröffnet wird, gilt für das gesamte jeweilige Spiel als die Refrain-Textur. Sie ist in unterschiedlichsten Varianten und Zusammensetzungen der einzelnen Segmente und Bausteine dieser Dekomposition zu gestalten. Jener Spieler, der das Spiel eröffnet, bleibt stets der Spieler der die Refrains initiiert, der andere initiiert stets die Couplets. Wenn sie jeweils initiiert werden, sollten sowohl die Couplets als auch die Refrains nicht stets mit demselben Segment oder gar demselben Baustein beginnen.
Die Couplets. Während innerhalb des Refrains stets nur Bausteine aus der Refrain-Textur einzusetzen und im antiphonalen Wechsel- und Zusammenspiel der beiden Fagottisten frei zusammenzufügen, zu wiederholen, zu kombinieren sind, können in den Couplets die Segmente und Bausteine aus allen drei Texturen miteinander kombiniert werden. Innerhalb der Couplets sind aus der Refrain-Textur jedoch nur wenige einzelne Bausteine zu verwenden. Bei der Wahl der Segmente und Motive sollen die beiden Musiker ihrem inneren musikalischen Empfinden folgen, die Vielfalt der Motivvarianten und Segmente musikalisch logisch nutzen und das Spiel nach dem Prinzip "gleichbleiben und verändern“ gestalten. D.h. z.B., dass ein Baustein von einem Spieler ggf. mehrfach wiederholt werden kann, während der andere Spieler dagegen andere Varianten dieser Textur bzw. dieses Bausteins oder einer anderen Textur spielt. Die Fagotte sollen sowohl im antiphonalen Wechselspiel als auch gleichzeitig erklingen. Auch können (ggf. ausgedehnte) Klangflächen aus gleichen oder ähnlichen Bausteinen gebildet werden. Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass sich die zeitlichen Ausdehnungen der Refrain- bzw. Couplet-Phasen möglichst unterschiedlich gestalten. D.h., dass es deutlich kürzere und deutlich längere Phasen der Refrain- bzw. Couplets geben kann.
Der Wechsel zwischen Refrain und Couplet erfolgt durch den Wechsel der Texturen. Beide Musiker müssen also in der Lage sein, diesen Wechsel zu erkennen. Jener Spieler, der den Wechsel initiiert, spielt einen Baustein, ein Motiv aus der Textur (in die gewechselt werden soll) so lange, bis der andere Spieler ebenfalls zu einem (oder dem gleichen) Baustein dieser Textur wechselt.
Das Finale einer Aufführung soll mit Bausteinen der Dekomposition 2 (untere Seitenhälfte) erfolgen und kann von beiden Spielern initiiert werden. Die Dauer der Aufführung kann bis zu 41 min. betragen, sollte aber 12 min. nicht unterschreiten.
Aufstellung im Raum. Damit der antiphonale Charakter des Spieles nachvollziebar wird, ist es über eine räumliche Entfernung hinweg zu spielen. So könnte sich der eine Musiker im Aufführungsraum z.B. links, der andere rechts oder der eine vorn und der andere hinten positionieren. Immer aber möglichst so, dass sich der größte Teil des Publikums zwischen beiden Spielern befindet.