Jürgen-Fuchs-Projekt, 2014-17
"ICH SCHWEIGE NICHT - oder welche Bedeutung die Reflexion der Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft hat" / Konzerte, Symposien / Klang-Ausstellung / Buch
„sprechend und handelnd schalten wir uns in die Welt der Menschen ein, die existierte, bevor wir in sie geboren wurden, und diese Einschaltung ist wie eine zweite Geburt“ (Zitat von Hannah Arendt im Jürgen-Fuchs-Zyklus)
ICH-SCHWEIGE-NICHT - Jürgen-Fuchs-Zyklus
"Warum also schweige ich? Warum schleudere ich nicht die Wahrheit in die betrogene Menge, jetzt in meiner letzten öffentlichen Stunde" (Zitat von Alexander Solschenizyn im Jürgen-Fuchs-Zyklus, Satz 22)
Angesichts von Putins Ukraine-Krieg sowie Xi Jinpings Ansprüche auf Taiwan ist auch dieser Gedanke von hoher Aktualität:
"Was hat es für unsere Zukunft für Folgen, wenn angesichts der Verbrechen des Nationalsozialismus die Verbrechen des Realsozialismus übergangen werden?" (Text im Jürgen-Fuchs-Zyklus, Satz 20)
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Widmung
Mit den im Fuchs-Zyklus enthaltenen Zitaten von Denkern aus aller Welt skizziert dieser Zyklus nicht zuletzt eine internationale Linie anti-totalitären geistig-kulturellen Widerstehens ...
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Hörproben, Textheft
und vertiefende Informationen zum Jürgen-Fuchs-Zyklus (bitte anklicken)
Projektträger und Förderer:
Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. / Künstler. Gesamtltg: H.Johannes Wallmann /gefördert u.a. durch die KULTURSTIFTUNG DES BUNDES; in Kooperation mit MDR-Kultur, der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin, der Kapelle der Versöhnung an der Berliner Mauergedenkstätte Bernauer Straße sowie Institutionen/Universitäten/Hochschulen in Berlin, Jena, Hamburg, Dresden und Bern
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Doku-Videos und Video-Fassung des Jürgen-Fuchs-Zyklus auf YouTube:
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Uraufführung in der Gethsemane-Kirche Berlin / Rundfunkaufnahme durch MDR Kultur in der Universität Jena
Link zum Symposium "KUNST - EINE TOCHTER DER FREIHEIT? - im Vis à vis alter und neuer Totalitarismen" 2015 in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
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Befund
Die unzureichende Anerkennung der Widerstandsleistungen gegen alte Totalitarismen ist ein direkter Wegbereiter neuer Totalitarismen.
Walter Schmitz, Professor für Neuere deutsche Literatur- und Kulturgeschichte der TU Dresden, beklagte am Beginn des Jürgen-Fuchs-Symposiums (Heinrich-Böll-Stiftung Berlin, 20.-22. November 2015), dass sein Fach »bisher beschämend wenig zu Jürgen Fuchs zu sagen hatte« und nannte dies einen »unerfreulichen Befund«.
(s.a. H.Johannes Wallmann: "Die Wende ging schief", KADMOS 2009)
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Zur Musik
Die Gedichte und Texte von Jürgen Fuchs werden in Wallmanns Komposition gesungen, gesprochen, geraunt, geflüstert - begleitet von vier Saxophonen sowie ungewöhnlichen Percussionsinstrumenten. Während sich der Bariton und der Percussionist vorn im Raum befinden, sind die Sopranistin sowie die vier Saxophone kreisförmig im Raum um das Publikum herum verteilt. So entstehen unterschiedlichste räumliche Konstellationen, die ihren gemeinsamen Bezugspunkt in der Mitte haben - Raumklang! Im Gegensatz zu den komponierten Texten von Jürgen Fuchs sind die (in Zwischenteilen des Werkes einbezogenen) Zitate von Opposionellen und Künstlern aus aller Welt nicht komponiert, sondern werden lediglich projiziert/gelesen/vorgelesen.
In Bezug auf die Musikgeschichte knüpft Wallmanns Jürgen-Fuchs-Zyklus ICH SCHWEIGE NICHT an der „Tradition“ solcher Werke wie Arnold Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ oder Krysztof Pendereckis „Threnos“ (den Opfern von Hiroshima) an – und ist doch ganz anders.
---ca. 63.000 Besucher der ICH-SCHWEIGE-NICHT-Klangausstellung an der Berliner Mauergedenkstätte Bernauer Straße - Kapelle der Versöhnung
Von insgesamt ca. 63.000 Besuchern frequentiert war die Jürgen-Fuchs-Zyklus-Klangausstellung vom 16.8.-15.10. 2016, tägl. 10-17 Uhr, in der Kapelle der Versöhnung an der Berliner Mauergedenkstätte Bernauer Straße.
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Rezensionen und Stimmen zum Jürgen-Fuchs-Projekt:
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neue musik zeitung 11/14: „Der politische Komponist“ „ ... Wallmann lässt sein Werk nicht abseits vom Strom der Zeit liegen. Auch verliert er sich nicht in Utopismus, sondern öffnet den Vorhang auf die unausgestandenen Übel der Vergangenheit und Bedrohungen der Gegenwart. Er predigt nicht, sondern lässt beobachten. Deswegen kann seine Musik so sanft sein und muss nicht schreien. Er überlasst das Betroffensein seinem Publikum. Das macht ein Meisterwerk aus." (Matthias Entreß)
. Prof.Dr. Gottfried Meinhold, FSU Jena, zur Aufführung von Wallmanns Jürgen-Fuchs-Zyklus am 15. Oktober 2014 in Jena: "So sind Jena und die Universität nunmehr um ein großes, unvergessliches Kunstereignis reicher – und um ein nachhaltiges, letztlich auch politisches Zeichen. Man wird dieses Geschehen vielleicht (hoffentlich) eines Tages epochal nennen".
. Prof. Dr. Walter Schmitz, TU Dresden, zur Aufführung von Wallmanns Jürgen-Fuchs-Zyklus am 9. November 2014 in Dresden: "Ihnen vor allem Dank für einen Konzertabend, der zum Bedeutendsten zählt, was meine Frau und ich in Dresden an Kulturellem erleben durften"
. Winfried Sträter, Deutschlandradio, über das von Wallmanns geleitete Jürgen-Fuchs-Symposium, 20.-22.11. 2015 in der Heinrich-Böll-Stiftung:„Das war wirklich eine intellektuell ungeheuer anregende Veranstaltung ... in der Vielfalt der Formen, der Statements, der Perspektiven der einzelnen Menschen, die hier aufgetreten sind, fand ich das geradezu beispielhaft.“
weitere Presse- und Hörerstimmen zum Jürgen-Fuchs-Zyklus hier
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Zum Dichter und Komponisten
Jürgen Fuchs war ein besonders mutiger Schriftsteller und DDR- Oppositioneller. Er studierte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zunächst war es seine hochsensible Lyrik, mit der er bei den SED-Funktionären aneckte und so immer mehr veranlasst wurde, systemkritische oppositionelle Positionen zu beziehen. Nach seiner Exmatrikulation von der FSU Jena nahm Robert Havemann ihn in Grünheide auf. Im Zusammenhang mit Wolf Biermanns Ausbürgerung 1976 aus der DDR wurde Jürgen Fuchs im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert und 1977 auch selbst in die Bundesrepublik (Westberlin) ausgebürgert. 1999 starb er - ähnlich wie Rudolf Bahro, Gerulf Pannach, Bärbel Bohley - an einem seltenen Krebs.
Wie das Epitaph auf dem Grabstein von Jürgen Fuchs so heißt der "Jürgen-Fuchs-Zyklus" von H. Johannes Wallmann ICH SCHWEIGE NICHT. Wallmann, der als DDR-Ausreisebürgerrechtler ebenfalls ein entschiedenes Nein gegenüber der DDR formulierte, verließ die DDR 1988 nach einem kulturpolitisch begründeten Ausreiseantrag (1986). Seine avancierte Musik wurde nach dem Mauerfall von Zigtausenden gehört und von zahlreichen Rundfunkanstalten zur Sendung gebracht. Anders als Jürgen Fuchs hat der Komponist eine Biografie, die schon von frühester Kindheit an mit dem SED-Staat in Konflikt lag ...
Zu seinem Jürgen-Fuchs-Zyklus schreibt der Komponist: "Zwar wird Jürgen Fuchs weithin als DDR-Oppositioneller wahrgenommen, aber sein künstlerisches Werk geriet dabei fast gänzlich ins Hintertreffen. Dieser Zyklus setzt daher einen Akzent auf das künstlerische Werk von Jürgen Fuchs. Über die Gedichte und Texte von Jürgen Fuchs hinaus wird mit ICH SCHWEIGE NICHT eine weltweite Linie anti-totalitären Widerstehens skizziert. So reicht das ca. 2-stündige Werk von der Aufklärung und dem Gedanken „Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ (Friedrich Schiller) bis zur Moderne, von Stasi-Zersetzung, Gift und Verstrahlung über KZs bis zum GULAG, von Alexander Sloschenizyn, Andrej Sacharow bis zu Pussy Riots, aber auch von Martin Luther KIng bis hin zu Edward Snowden und Julian Assange".
Die Interpreten
Sopran - Katharina Hohlfeld; Bariton - Matthias Vieweg; Percussion - Adam Weismann; projekt-saxophonquartett; Musikalische Leitung - Lennart Dohms
Künstlerische Projektleitung
H. Johannes Wallmann---
Konzerte/Veranstaltungen zum Jürgen-Fuchs-Zyklus:
- 16.8.-15.10. 2016 Klangaustellung zum Jürgen-Fuchs-Zyklus / Kapelle der Versöhnung, Berliner Mauergedenkstätte Bernauer Straße
- 20.-22. November 2015, Jürgen-Fuchs-Symposium "Kunst - eine Tochter der Freiheit?" in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
- 7. 9. 2015, Aufführung des Jürgen-Fuchs-Zyklus beim MUISKFESTIVAL BERN, Berner Konzertkirche
- Bern 2015: Hochschule der Künste Bern - Semester-Workshops mit H. Johannes Wallmann zum Jürgen-Fuchs-Zyklus
- 5. Dezember 2014, 00:05 MDR Figaro, Ursendung des Jürgen-Fuchs-Zyklus // Mitschnitt vom 15.10. 2014 aus der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- 9. November 2014, 19:30 Uhr, Dreikönigskirche Dresden: Konzert mit dem Jürgen-Fuchs-Zyklus von H. Johannes Wallmann (Eintritt 12/6 €, Abendkasse)
- 10. November 2014 Jürgen-Fuchs-Kolloquium: Ab 10-15 Uhr Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, Wiener Str. 48, Raum 008, 01219 Dresden. Ab 17 Uhr Villa Augustin - Literaturhaus Dresden.
- 5. November 2014, 18 Uhr, HafenCity Universität Hamburg (Eintritt frei) Konzert mit dem Jürgen-Fuchs-Zyklus von H. Johannes Wallmann anschließend ICH SCHWEIGE NICHT-Roundtable
- 15. Oktober 2014, 20 Uhr, Aula der Universität Jena, Konzert und MDR-Rundfunkmitschnitt (Tonmeister Martin Hertel) des Jürgen-Fuchs-Zyklus von H. Johannes Wallmann
- 9. Oktober 2014, 19-22 Uhr, Alte Börse Leipzig, Konzert mit dem Jürgen-Fuchs-Zyklus von H. Johannes Wallmann
- 3. Oktober 2014, 20 Uhr Gethsemane-Kirche Berlin, Uraufführung des Jürgen-Fuchs-Zyklus von H. Johannes Wallmann. Mitschnitt der Uraufführung (Tonmeister Wolfram Nehls).
- "Studenten aller Länder interessiert euch für dieses seltsamen Materialien." Diese ironisch-ernste Aufforderung Jürgen Fuchs' bezog der Komponist mehrfach in das ca. 2-stündige Werk ein. Entsprechend waren Professoren und Studenten der beteiligten Universitäten eingeladen, sich in projektbezogenen Veranstaltungen mit den Fuchs-Texten, den damit verbundenen Hintergründen sowie den in dem Zyklus mitgedachten Alternativen auseinanderzusetzen.
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Projektträger und Förderer
Projektträger: Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.
gefördert durch die KULTURSTIFTUNG DES BUNDES
gefördert durch das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
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Dankeschön
Ein herzliches Dankeschön an alle, die das Zustandekommen dieses Projektes ermöglicht haben!
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s.a. H.Johannes Wallmann: Reiner-Kunze-Zyklus DER BLAUE VOGEL
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s.a. H.Johannes Wallmann: Kurt-W.Streubel-Zyklus NEUE SINFONIE?