glocken requiem XXI . stadt- und raumklang-komposition mit texten aus drei Kulturen
2004-2006 // stadt- und raumklang-komposition für drei voneinander weit entfernte chorgruppen, 137 dresdner kirchenglocken, elektronische klänge, drei schreier und einen koranrezitator, texte auf deutsch/hebräisch/hocharabisch
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zentraler Gedanke der Komposition:
Anne Frank: "Solange die ganze Menschheit, ohne Ausnahme, keine Metamorphose durchläuft, wird Krieg wüten und alles, was gebaut, gepflegt und gewachsen ist, wieder abgeschnitten und vernichtet..."
- Link "Neue Faustus-Mephisto-Dispute" zum Brahms-Requiem und zum GLOCKEN REQUIEM XXI (Urheber-Dokumentation der NDR-Produktion 2007)
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Widmung 1995/2005:
Dem Frieden und der zukunftstragfähigen Gestaltung der Welt Im Gedenken an den Holocaust und die Toten des 2.Weltkriegs, im Gedenken an die Dresdner Bombennacht vom 13.2.1945, im Gedenken, dass noch immer Menschen durch Kanonen und Bomben getötet werden Kindern als Trägern der Zukunft gewidmet.
im Gedenken an den 11. September 2001 im Bewusstsein von Putins Angriffs-Krieg auf die Ukraine im Bewusstsein des Terrorangriffs der Hamas am 7.10. 2023 auf das Existenzrecht Israels im Bewusstsein der großen Gefahr, die von Totalitarismen jedweder Art ausgeht
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Dresdens Zerstörung am 13. Februar 1945 war ein Bumerang-Splitter und Antwort auf den Holocaust sowie den 2.Weltkrieg.
Dies zu begreifen, ist von großer Bedeutung, um die Notwendigkeit der Geschwisterschaft der Kulturen/Religionen zu verstehen.
So wird im GLOCKEN REQUIEM XXI die Trauer um die am 13.2. 1945 umgekommenen Menschen auch zu einer Trauer über - durch Totalitarismus, Krieg und Bomben – eliminierte Menschen überhaupt. Und zu der Aufforderung, die Geschwisterschaft der Kulturen/Religionen auf Grundlage ihrer gemeinsamen Essentials (z.B. der goldenen Regel) zu praktizieren.
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Uraufführung zum 11. September 2006 - Fokus auf Lessings Ringparabel
Aufführungen des GLOCKEN REQUIEM XXI für Anlässe und Gedenktage,
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Interpreten / Veranstalter der Uraufführung des GLOCKEN REQUIEM XXI:
Konzertchor Darmstadt, Leitung: Wolfgang Seeliger;
Veranstalter: Konzertchor Darmstadt mit freundlicher Unterstützung der Stadt Darmstadt und des Landes Hessen
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CD-Bestellung
Der Mitschnitt der Uraufführung auf CD ist nachzufragen unter: production(-attt-)integral-art.de
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Elektronische Aufführungen des Werkes mittels CD
Mittels der CD sind rein elektronische Aufführungen des Werkes möglich: Doppel-stereo diagonal. D.h.: Im Aufführungsraum vorn links und hinten rechts Lautsprecher mit dem linken Kanal; im Aufführungsraum vorn rechts und hinten links Lautsprecher mit dem rechten Kanal. Dazu kann stumm die youtube-Video-Fassung auf Leinwand oder Großbildschirm abgespielt werden, sodass die Texte mitgelesen werden können.
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auf youtube
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Rundfunksendungen des GLOCKEN REQUIEM XXI, z.B.:
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Presse- und Hörerstimmen
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Zur Partitur
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Die Komposition in 7 Teilen und 17 Sätzen
Die Komposition besteht aus 7 Hauptteilen, die sich in insgesamt in 17 Sätze untergliedern. Die Klänge verlaufen nach bestimmten Mustern durch den Raum. Im „Introitus“ (Teil 1) und in der „Sequenz“ (Teil 5) öffnen sich Hörfenster, in denen (ohne Glockenklänge sowie in hebräischer bzw. hocharabischer Sprache) die Texte aus der jüdischen und islamischen Religion gesungen werden. Ganz zu Beginn („Introitus“), in der Mitte („Tractus“) und am Ende („Sanctus“) erklingen dreisprachig die Texte von Anne Frank (Amsterdam) sowie von Karolina Lealovic (Ex-Jugoslawien). Es sind Texte von Kindern, die weise Erkenntnisse über Frieden und Krieg formulieren. Alle Texte befassen sich mit Fragen nach dem Sinn menschlichen Lebens und dem Verhältnis des Menschen zu Tod und Zukunft. Sieht man diese Texte in ihrer Summe, so könnte jedes einzelne menschliche Leben als eine Option gelten, zum „ewigen“ Kreislauf des Lebens beizutragen. Das GLOCKEN REQUIEM XXI umkreist auch in seinen musikalischen Strukturen solche und ähnliche Fragestellungen.
Teil 1: Introitus
1. Satz (1_1) „solange die ganze Menschheit“ (dt./hebr./hocharab.)
Dauer/Partiturzeit: 00:00 – 05:38
2. Satz (1_2) „wüst war es und öde“ (mit Glocken / dt.)
Dauer/Partiturzeit: 05:38 – 13:00
- Schweigeminute –
3. Satz (1_3) „Du schenkst Leben angesichts des Todes“ (hebr. / a cappella)
Dauer/Partiturzeit: 14:00– 19:04
4. Satz (1_4) „Der die Sterne für euch geschaffen“ (hocharab.)
Dauer/Partiturzeit: 19:05 – 23:11
Teil 2: Kyrie
5. Satz (2_0) „ach wie gar nichts“ (mit Glocken / dt.)
Dauer/Partiturzeit: 23:12 – 26:51
Teil 3: Graduale
6. Satz (3_0) „erwirb Weisheit“ (mit Glocken / dt.)
Dauer/Partiturzeit: 26.52 – 33:55
Teil 4: Tractus
7. Satz (4_1) „damit Du das Leben erwählst“ (dt. / Vokale)
Dauer/Partiturzeit: 33:56 – 36:40
8. Satz (4_2) „Nun, Mensch?“ (dt./hebr./hocharab.)
Dauer/Partiturzeit: 36:41 – 40:48
9. Satz (4_3) „Licht für die Ferne“ (Vokale)
Dauer/Partiturzeit: 40:49 – 43:56
10.Satz (4_4) „wer aber auf den Geist sät“ (mit Glocken / dt.)
Dauer/Partiturzeit: 43:57 – 50:27
11.Satz (4_5) „mit Freuden ernten“ (dt. / a cappella)
Dauer/Partiturzeit: 50:28 – 51:49
Teil 5: Sequenz
12.Satz (5_1) „und ich davon muss“ (mit Glocken / dt.)
Dauer/Partiturzeit: 51:50 – 57:54
13.Satz (5_2) „dann wird jede Seele wissen“ (hocharab)
Dauer/Partiturzeit: 56:55 – 1.04:05
14.Satz (5_3) „kannst Du die Bande des Siebengestirnszusammenbinden?“ (hebr.)
Dauer/Partiturzeit: 1.04:06 - 1.09:04
Teil 6: Offertorium
15.Satz (6_0) „ein neues Herz und einen neuen Geist“ (mit Glocken / ohne Gesang)
Dauer/Partiturzeit: 1.09:05 - 1.13:44
Teil 7: Sanctus
16.Satz (7_1) „dann werden wir sein wie die Träumenden“ (mit Glocken/dt.)
Dauer/Partiturzeit: 1.13:45 - 1.19:30
17.Satz (7_2) „in weitem Raum - sofern ...“ (mit Gl. / dt./hebr./hocharab /)
Dauer/Partiturzeit: 1.19:30 - 1.21:44
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Die Texte des GLOCKEN REQUIEM XXI
Das Werk beginnt und endet mit dem o.g. Text von Anne Frank. Texte aus der Bibel, dem jüdischen 18-Bittengebet und dem Koran verweisen auf kulturelle und religiöse Aspekte menschlichen Denkens und Handelns sowie auf die (z.B. in Lessings "Nathan" angemahnte) Geschwisterschaft der Kulturen und Religionen. In der Mitte des Werkes ist (auf deutsch./hebräisch/hocharabisch.) ein berührender Text der 15-jährigen Karolina Lealovic aus Ex-Jugoslawien zu hören.
„Das menschliche Leid ist das Licht für die Ferne.
Der menschliche Haß ist die heutige Dunkelheit.
Das Leid der einen ist die Schande der anderen.
Das Leben im Krieg ist ein Leben ohne Leben.
Die Jugend im Krieg ist das Alter der Jugend.
Der Mensch im Krieg ist ein Tier.
Nun Mensch, führst etwa du, der Unmögliches erbaut hat,
Undenkliches ausgedacht hat –
gerade du dich selbst in den Tod?“
Die genaue Textzusammenstellung finden Sie dreisprachig in anliegendem Programmheft (pdf-Datei, 380 kB).
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Hinweis
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"Das Religiöse und die Moderne" (bitte hier anklicken)
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"25 Thesen Kultur und modernes Christentum" - vergleichbare aufgeklärt-moderne Thesen sollte es für alle Religionen/Kulturen geben´
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Originalfassung live mit Dresdner Glocken
Die Komposition des GLOCKEN REQUIEM XXI erweitert die 1994/95 geschaffene Komposition des GLOCKEN REQUIEM DRESDEN für 129 Kirchenglocken durch die Glocken der Frauenkirche, durch drei Chorgruppen, einen Koranrezitator, drei Schreier sowie elektronische Klänge. Auch textlich knüpft sie an Wallmanns GLOCKEN REQUIEM DRESDEN von 1995 an. Die Texte, die 1995 lediglich im Faltblatt abgedruckt wurden, sind nun vokal vertont.
Originalfassung des GLOCKEN REQUIEM XXI sieht vor, dass die Dresdner Glocken entsprechend der Partitur von 1994/95 geläutet werden. Zwischen den Requiem-Teilen mit den Glockenklängen öffnen sich Hörfenster, in denen (ohne Glockenklänge) die Komposition mit Texten aus der jüdischen und islamischen Kultur erklingt. Die drei Chorgruppen werden dazu live aus der Frauenkirche, der Synagoge und dem Islamischen Zentrum Dresden übertragen. Quadrophone elektronische Klänge werden computergesteuert zugespielt.
2005 für Dresdens 13. Februar
Anläßlich des 13. Februar 2005 - dem 60. Gedenktag der Zerstörung Dresdens - schlug der Komponist die Realisierung der Originalfassung des GLOCKEN REQUIEM XXI vor. Der Kulturpalast Dresden bot die Uraufführung der konzertanten Fassung im Großen Saal an. MDR Figaro hatte die Liveübertragung dieser Uraufführung angekündigt. Aufgrund einer Grippewelle, die den Chor erfasst hatte, musste die Uraufführung an diesem Tag jedoch leider entfallen. So kam das Werk am 11.September 2006 in Darmstadt zur Uraufführung.
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Konzertante Fassung - Raumklang-Komposition
Die Komposition ist so angelegt, dass sie in unterschiedlichen Fassungen aufgeführt werden kann. So besteht neben der Originalfassung die Möglichkeit, die Komposition konzertant als Raumklang-Konzert aufzuführen (wie die Uraufführung am 11.9. 2006 in der Stadtkirche Darmstadt). In der kleinen konzertanten Uraufführung des Werkes erklingt eine der drei Chor-Gruppen (die nach ursprünglichem Konzept aus der Synagoge, der Frauenkirche und dem islamischen Zentrum Dresden übertragen werden sollten) sowie die drei Schreier live. Aus Lautsprecher-Boxen - im Raum um das Publikum verteilt - werden die beiden anderen Chorgruppen, ein Koranrezitator, die Glockenklänge sowie die elektronische Klänge, die sich computergesteuert durch den Raum bewegen, eingespielt.
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Fassung als Raumklang-Installation
Das Werk kann auch als audiovisuelle Raumklang-Installation realisiert werden, wobei die Texte des Programmheftes sowie entsprechendes Bildmaterial projiziert werden können. Das Werk als Raumklang-Installation macht insofern Sinn, weil es dann über einen längeren Zeitraum wahrgenommen und reflektiert werden kann.