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IM FUNKELN DER STERNE

Dresdner Neuesten Nachrichten, 23.10.2006  

Im Funkeln der Saxofone (von Peter Zacher)

Berliner Musiker mit Werken Johannes Wallmanns im Kulturpalast
Niemand wird erwartet haben, dass der Festsaal des Kulturpalasts bei einem Konzert ausschließlich mit zeitgenössischer Musik voll besetzt sein würde. Dass trotzdem mehr Besucher als bei vergleichbaren Veranstaltungen gekommen waren, ist ein ebenso gutes Zeichen wie der herzliche Schlussbeifall, der weit über dem reinen Höflichkeitsniveau lag.
Es waren das nicht die einzigen Überraschungen im Konzert, bei der die 12 Berliner Saxophonisten Werke von Johannes Wallmann spielten. ...
Schon die heitere Leichtigkeit seiner Begrüßung, in die er ein paar Erläuterungen zu den Kompositionen einflocht, gab eine gelöste Stimmung vor, die den Abend bestimmen sollte. Am deutlichsten wurde sie in den beiden Teilen von "gleich den Vögeln" von 1986. Hierzu hatte Wallmann auf eine Nähe zum Werk Olivier Messiaens verwiesen und in der Tat waren Ähnlichkeiten unüberhörbar Einige Male konnte man glauben, Wallmann hätte wie Messiaen Vögel in der Natur belauscht und ihre Gesänge in Noten gefasst. Wie auch in "Variationen 2 - aus leisen Gärten der Wildnis" von 1996 waren die Ausführenden weitgehend auf sich selbst fixiert und suchten gemeinsam nach Übereinstimmungen durch kleine musikalische Bausteine, die miteinander in Zusammenhang gebracht werden. Dadurch war die Rolle des dirigierenden Komponisten auf wenige Eingriffe beschränkt. Die Musik mit Einklängen, Reibungen, Clustergebilden und Elementen, die als Frage-und-Antwort-Spiel gedeutet werden können, enthält erstaunlich viele sinnliche Passagen und ist weit von der hermetischen Abgeschlossenheit von "intars" entfernt.
Die Uraufführung von fünf Teilen des Zyklus "Im Funkeln der Sterne" vermittelte eine andere Grundhaltung. Hier ist offenbar die Partitur akribisch ausnotiert, so dass Wallmann als Dirigent pausenlos tätig war. Erneut waren die Musiker im ganzen Festsaal aufgestellt und schafften es, dass der verdunkelte Raum einige Male zu pulsieren schien. Gespielt wurde vorwiegend im Piano- und Mezzoforte-Bereich; Fortissimo setzt Wallmann nur ganz gelegentlich ein. Dass die Musiker mit großer Intensität spielten, wurde besonders in den ganz leisen Teilen deutlich, denn die übten auf die Zuhörer eine geradezu saugende Wirkung aus. Die relative lange Komposition brachte es mit sich, dass man einige Male aus der Spannung herausrutschte. Die Musik war aber stark genug, um immer wieder neue Spannung aufzubauen. ...


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