Brief an Sahra Wagenknecht und die linke Sammlungsbewegung “Aufstehen”
INTEGRAL-ART KUNSTAKTION 2018 (2)
Fraktion DIE LINKE im Bundestag
Vorsitzende Frau Sahra Wagenknecht
Platz der Republik 1
11011 Berlin
an die linke Sammlungsbewegung “Aufstehen” / unaufgearbeitete Totalitarismus-Verstrickung
Sehr geehrte Frau Wagenknecht, sehr geehrte Damen und Herren Initiatoren der linken Sammlungsbewegung “Aufstehen”,
angesichts Ihrer Initiative können wir nicht umhin, auf die Verbrechen des realsozialistischen Totalitarismus hinzuweisen, in dessen Ideologie viele Menschen ebenso verstrickt waren wie in die nationalsozialistische Ideologie.
Wenn jene totalitären Mentalitäten, die im realsozialistischen Lager Zig-Millionen Tote (warum wohl verweigert Putin angemessene GULAG-Gedenkstätten?) sowie unzählige – mittels geheimer systematischer psychischer Stasi-Zersetzungsmethoden - gebrochene Biografien zu verantworten haben, nicht angemessen aufgearbeitet werden, dann intendiert dies ein „wieder so“ und damit neue große Human-Katastrophen.
Daher bedeutet eine “linke Sammlungsbewegung”, in dem Maße wie sie die linke Totalitarismusvergangenheit nicht oder nur unzureichend aufarbeitet, für die Zukunft Deutschlands und Europas einen vergleichbar schweren Rückschlag wie die gegenwärtigen neo-nationalistischen Entwicklungen. Deutlich genug dürfte sein, dass die völlig unzureichende Totalitarismus-Aufarbeitung in den Gebieten der ehem. Ostblockstaaten Europas neo-nationalistischen Entwicklungen enormen Vorschub leistet.
Das Sozialmanagement einer jeden Gesellschaft ist eine sehr wichtige Angelegenheit. Aber ideologisch stets alles auf die “Sozialkarte” zu verengen, ohne zugleich die im Realsozialismus wie im Nationalsozialismus (s.a. Götz Aly) praktizierte Sozialbestechung zu thematisieren, macht sich letztlich auch mit neueren Formen der Sozialbestechung gemein. Angesichts von Moderne und Anthropozän kann sich das die Menschheit nicht länger leisten. Daher ist die Aufarbeitung des realsozialistischen Totalitarismus, das Erkennen und Eingeständnis realsozialistischer Systemverstrickung, Bestechlichkeit, Verblendung (auch vieler westeuro-päischer Intellektueller) für die Zukunft Europas von großer Bedeutung. Erst Recht angesichts eines Putin, Erdogan, Orban, Kaczynski, die demokratische Grundrechte massiv bedrohen. Aber auch angesichts der Bedrohungen durch die modernen Totalüberwachungstechnologien.
Das Positionspapier vom 23.9. 2014 “Die Würde des Menschen ist unantastbar” der rot-rot-grünen Thüringer Regierungskoalition ließ uns zunächst hoffen, dass es seitens der Linken nun zu einer angemessenen Aufarbeitung der SED-Diktatur kommen würde. Stattdessen machte diese Regierungs-koalition ihr Positionspapier zum Fake-News*, trat damit “die Würde des Menschen” erneut mit Füßen und bereitete somit umso mehr das Feld dem Auferstehen neuer totalitärer Mentalitäten. “Weiter so”? - “Wieder so”?
Mit freundlichen Grüßen,
Susanne & H. Johannes Wallmann, ich-schweige-nicht.de
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Berlin, 7. September 2018
P.S.: Wir erlauben uns, dieses Schreiben wie einen “Offenen Brief” zu behandeln.
* s.a. unser diesbezügliches Schreiben vom 22.1. 2018 an die rot-rot-grüne Thüringer Regierungskoalition, das bisher unbeantwortet bleib (einzusehen unter integral-art.de hier).