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Der blaue Klang - Eine Neue Einheit zwischen Mensch und Natur

Landschaftsklang-Komposition für voneinander weit entfernte Vokal- und Orchestergruppen von H. Johannes Wallmann, 2004

Eine Neue Einheit zwischen Mensch und Natur

Auf fast spielerische Weise reflektiert DER BLAUE KLANG grundlegende kulturelle Fragestellungen der Moderne. Im Wechselspiel zwischen den voneinander weitentfernten Instrumental- und Vokalgruppen, zwischen Klang und Stille, zwischen Teil und Ganzem sowie zwischen den optischen und akustischen Relationen führt diese Landschaftsklang-Komposition vor Ohren und Augen, dass eine Neue Einheit zwischen Mensch und Natur machbar ist 

und dass sich natürliches Vorhandensein und menschliches Gestalten
harmonisch ergänzen könnten, anstatt sich gegenseitig zu zerstören.

(s.a. "ARIA", KLANG FELSEN HELGOLAND, "pastorale - aus lebendem sein", "der-gruene-klang.de", "gleich den Vögeln" )

Sommerliche Aufführungen in weiträumigen Parks und Gartenlandschaften

Das zwischen 2002 und 2004 entstandene Werk wurde für sommerliche Aufführungen in weiträumigen Parks und Gartenanlagen sowie entsprechenden Landschaftsräumen geschaffen.

Uraufführung im "Garten der Aufklärung", UNESCO-Welterbe Wörlitzer Anlagen

Uraufführung am 3. Juli 2004: Anhaltische Philharmonie Dessau, Leitung und Einstudierung (unter Mitwirkung des Komponisten): Golo Berg, Markus L. Frank, Wolfgang Kluge
Solisten: Ksenija Lukic - Sopran, Elvira Dreßen - Alt, Volker Arndt - Tenor, Jörg Gottschick - Bassbariton | Vokalgruppen: Konzertchor Darmstadt (Leitg.: Wolfgang Seeliger)

Veranstalter/Kooperationspartner

Anhaltisches Theater Dessau in Kooperation mit der Kulturstiftung DessauWörlitz,
mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Lotto-Toto Sachsen-Anhalt GmbH, der Lamdesmarketing Sachsen-Anhalt GmbH und des Freundeskreises des Dessauer Theaters e.V.

Areale und Positionierungen der Vokal- und Orchestergruppen

DER BLAUE KLANG besteht aus 3 Zusammenstellungen und 9 Klangarealen, die auf die jeweiligen akustischen und landschaftlichen Gegebenheiten des Aufführungsortes eingerichtet werden können. Die genaue Auswahl und Positionierung der Vokal- und Orchestergruppen erfolgt entsprechend der akustischen und landschaftlichen  Gegebenheiten, die n.M. vom Komponisten recherchiert werden.

Das Publikum bewegt sich durch das Orchester

Während die Musiker - koordiniert mittels Funkuhren - nach der sekundengenau notierten Partitur spielen bzw. singen, können die Zuhörer in dieses Areal hineingehen, sich bis zu 2 Stunden und 49 Minuten in ihm bewegen und – durch ihren je eigenen Rhythmus zwischen Gehen und Verweilen - sich den musikalischen Ablauf in gewisser Weise selbst zusammen stellen. D.h., dass sich das Publikum durch das - in einer Landschaft oder einem Park - positionierte Orchester bewegt, seine Wahrnehmung in einen großen Landschaftsraum hinein öffnet und die Komposition faszinierender akustischer Wechselspiele zwischen nahen und fernen Instrumenten/Stimmen nachvollziehen kann.

An die Musiker und Musikerinnen:

DER BLAUE KLANG ist wie eine zenbuddhistische Übung oder wie ein Gebet aufzuführen. 
Unabhängig davon, ob die Zuhörer stehen oder sich zwischen den jeweiligen Positionen 
bewegen.
Das Weitergehen der Zuhörer sollen alle Mitwirkenden bitte nicht als Missachtung 
missverstehen, denn es ist Bestandteil des für dieses Projekt notwendigen Hörverhaltens.
Die detaillierte Klanggwanderkarte gibt es genau dafür.

Realisation einer musikalischen Utopie

Musikalisch wurde mit dieser Landschaftsklang-Komposition eine Utopie realisiert, wie sie z.B. von Claude Debussy (1862-1918) in seinem Essay "Musik im Freien" oder von Charles Ives mit der Idee einer „Universen Symphonie“ schon vor längerer Zeit formuliert wurde. Philosophisch definierte Wallmann KLANG ALS ZUSAMMENSCHWINGEN UNTERSCHIEDLICHER TEILE ZU EINEM GANZEN. (Diese Definition gilt hier auch dann noch, wenn man das Ganze nicht insgesamt wahrnehmen kann, weil man immer eine je eigene Wahrnehmungsperspektive einnimmt.)

Gedankliche Anknüpfung

"Der gelbe Klang" lautet ein Titel, den der Bauhaus-Meister Wassily Kandinsky bereits 1912 für eine Bühnenkomposition verwendete. So knüpft sowohl die Landschaftsklang-Komposition DER BLAUE KLANG als auch der DER GRÜNE KLANG bewusst an den Ideen des Bauhauses an (und damit an der Idee des integralen Zusammenwirkens der Künste sowie der kulturellen Erneuerung). In beiden Kompositionen (die im Umkreis von Weimar bzw. Dessau – also den Orten des ehemaligen Bauhauses uraufgeführt wurden) werden Musikkomposition und Landschaftsgestaltung zu einer integralen Einheit verschmolzen. DER BLAUE KLANG verbindet dabei Ideen der Moderne mit Ideen der Aufklärung.

Die Idee der kulturellen Erneuerung ist nicht nur eine Grund-Idee von Integral-Art, nicht nur eine Grund-Idee des Bauhauses, sondern auch eine Grund-Idee der Aufklärung, die Fürst Franz mit seinem Wörlitzer „Garten der Aufklärung“ und seiner umfassenden Bildungsinitiative in die Tat umzusetzen suchte. Dies sind große kulturelle Vermächtnisse der Dessauer Region, bedeutsam für die gesamte deutsche und europäische Kultur. So gesehen könnten Aufführungen von DER BLAUE KLANG in dieser Region - und über sie hinaus - dazu beitragen, die Bewusstseins- und Reflektionslücke zwischen Aufklärung und Moderne zu schließen.

Die Texte

Die Vokalparts erklingen nach Texten von Ulrich Schlotmann, Schmuel Jakub Imber, der alten SATOR-AREPO-Formel (die schon Anton Webern Gegenstand kompositorischer Überlegungen war) sowie von dem Komponisten selbst. Die Texte sind in dem anliegenden Programmheft enthalten (pdf-Datei, ca. 1000 kB). Die SATOR-AREPO-Formel bedeutet in der Übertragung des Komponisten:

S C H Ö P F E R
M E N S C H
BEWAHRE – VERKNÜPFE – ENTFALTE
D I E  W E R K E
D E R  B E W E G U N G

Während mit Schlotmanns Text die Statik, Kraft oder Zartheit von unterschiedlich schnell verlaufenden Zyklen und Kreisläufen deutlich wird, erinnert Imbers Text "An die Kommenden" auch daran, dass der Mensch mit seinem Schicksal und seiner Intelligenz selbst Teil von Zyklen und Kreisläufen ist und diese mitgestaltet. Wallmanns Text fokussiert mit den Worten "string" und "integral" auf moderne Gedankengänge, wie z.B. der Super-Stringtheorie (einer astrophysikalischen Theorie, die davon ausgeht, dass sich alle Materie aus schwingenden Mini-Saiten zusammensetzt), der Chaostheorie oder der Idee einer Integralen Moderne.

Die musikalische Form

Die Komposition unterscheidet neun "Halbsätze", die in drei unterschiedlichen Abfolgen zusammengestellt sind. Diese drei Zusammenstellungen können ggf. durch zwei 4-minütige Zwischenspiele voneinander getrennt sein, in denen nur Glocken und Saxophon erklingen. 12 Übergangstöne (Tonhöhen einer 12-Tonreihe) verbinden wie ein roter Faden alle Teile der Komposition. Ausser dem Halbsatz "string integral" (C3), der alle zwölf Tonhöhen einbezieht, basieren alle anderen Halbsätze auf jener Tonhöhenskala, die Wallmann nach seiner Farbklang-Theorie als "blau" definiert. Die einzelnen Halbsätze sind nach dem Variationsprinzip komponiert und erklingen stets auf allen Positionen gleichzeitig. Bis auf den - nur zweimal erklingenden - Halbsatz "ohne worte" (B3) hat der Zuhörer durch die drei Zusammenstellungen die Möglichkeit, jeden Halbsatz dreimal und - je nach der Wegstrecke, auf der er sich selbst befindet - von unterschiedlichen Interpreten zu hören.

Die Komposition ist auf 1800 Partiturseitensekundengenau fixiert. Sie dauert  zwischen 53 Minuten (Zusammenstellung 1) und 2 Stunden und 49 Minuten  (Zusammenstellung 1-3) und wird nach einem Zeitcode mittels Funkuhren gesteuert.

Der musikalische Ablauf

Teil 1

Startzeit   Endzeit Titel
0:00:00 - 0:07:59 das blaue band
0:08:00 - 0:12:59 die wolke steht an dem himmel
0:13:00 - 0:17:59 der fluß fließt in das meer
       
0:18:00 - 0:18:59 übergangston 1 (gis)
0:19:00 - 0:23:59 der stein liegt in dem gras
0:24:00 - 0:28:59 ohne worte
0:29:00 - 0:33:59 unendliche melodie / fragment
0:34:00 - 0:34:59 übergangston 2 (d)
       
0:35:00 - 0:39:59 sator arepo tenet
0:40:00 - 0:44:59 atmend
0:45:00 - 0:52:59 string integral
0:53:00 - 0:56:59

Zwischenspiel 1 mit glocken und saxofon /
übergangston 3 (a)

Teil 2

Startzeit   Endzeit Titel
0:57:00 - 1:01:59 der stein liegt in dem kreis
1:02:00 - 1:02:59 übergangston 4 (es)
1:03:00 - 1:07:59 atmend
1:08:00 - 1:08:59 übergangston 5 (b)
1:09:00 - 1:13:59 die wolke steht an dem himmel
       
1:14:00 - 1:21:59 string integral
1:22:00 - 1:22:59 übergangston 6 (e)
1:23:00 - 1:30:59 das blaue band
       
1:31:00 - 1:35:59 sator arepo tenet
1:36:00 - 1:36:59 übergangston 7 (h)
1:37:00 - 1:41:59 unendliche melodie / fragment
1:42:00 - 1:42:59

übergangston 8 (f)

1:43:00 - 1:47:59 der fluß fließt in das meer
1:48:00 - 1:51:59 Zwischenspiel 2 mit glocken und saxofon /
übergangston 9 (c)

Teil 3

Startzeit   Endzeit Titel
1:52:00 - 1:59:59 string integral
2:00:00 - 2:04:59 atmend
2:05:00 - 2:09:59 sator arepo tenet
       
2:10:00 - 2:10:59 übergangston 10 (fis)
2:11:00 - 2:15:59 unendliche melodie / fragment
2:16:00 - 2:20:59 ohne worte
2:21:00 - 2:25:59 der stein liegt in dem gras
2:26:00 - 2:26:59 übergangston 11 (cis)
       
2:27:00 - 2:32:59 der fluß fließt in das meer
2:32:00 - 2:36:59 die wolke steht an dem himmel
2:37:00 - 2:44:59 das blaue band
     

 

2:45:00 - 2:49:00 übergangston 12 (g)
 
fine

Pressestimmen zur Uraufführung am 3. Juli 2004:

 Mitteldeutsche Zeitung, 9.7. 2004, von Ilka Hillger:

"Blauer Klang" begeisterte das Publikum in Wörlitz "... Am glücklichsten scheint Dirigent Golo Berg freilich über die gelungene Uraufführung vom vergangenen Sonnabend zu sein. "Mir ist danach ein Stein vom Herzen gefallen", sagt er. "Wir hatten zwar alle eine Vision, von dem, was wir da tun, aber wir haben wirklich hoch gepokert." Das hat sich indes mehr als gelohnt. 1000 Besucher und noch einmal 300 Zuhörer ohne Karte verließen nach drei Stunden glücklich und nahezu beseelt von den Klängen den Park. Selbst das Regenintermezzo kaum für Berg "genau im richtigen Moment". Der schönste Augenblick wartete jedoch am Ende des Abends. "Es war wunderbar, als über 1000 Leute auf den Wegen und Gondeln im Park applaudierten", sagt er. Der große Erfolg vom "Blauen Klang" sollte nun die Veranstalter beflügeln, an einen weiteren Aufführungstermin zu denken."


Zerbster Volksstimme, 6.7. 2004, von Stefan Mohr

"Das Wetterrisiko unterstreicht die auf glückliche Umstände angewiesene Einzigartigkeit dieser Landschaftsklang-Komposition", kündigte der Komponist an. Das Wetter hat gehalten. In den Wörlitzer Anlagen haben am Sonnabend etwa 1300 Gäste ein außergewöhnliches Erlebnis genossen: die vom Anhaltischen Theater Dessau in Kooperation mit der Kulturstiftung DesaauWörlitz gestaltete Uraufführung von H. Johannes Wallmanns Landschaftsklang-Komposition "Der Blaue Klang". ... Mit und in jedem neuen Areal wurde der Besucher immer wieder auf´s Neue von optischen und akustischen Wirkungen und Eindrücken überrascht. "So bewusst habe ich den Park, obwohl ich ihn schon oft besucht habe, noch nie gesehen" sagte sichtlich bewegt ein älterer Oranienbaumer Gast. ... Größte Anerkennung all denen, die dieses unzweifelhaft monumentale Kunstwerk geschaffen und umgesetzt haben."

Mitteldeutsche Zeitung, 5.7.2004, von Andreas Hillger

"... Es ist ein seltsamer Zauber, der an diesem Abend über den Wipfeln und Wassern des Wörlitzer Gartens liegt. Es ist "Der Blaue Klang", der die Stille fordert. ... Wallmann pflanzt seine Musik mit derselben perspektivischen Sorgfalt, die ein guter Gärtner bei der Gestaltung seiner Anlagen aufwendet. Dabei nimmt er in Kauf, dass einige der Klänge nur als Hintergrund für andere, stärkere oder naheliegendere Reize wahrgenommen werden. In Wörlitz, wo Sichtachsen den Blick behutsam kanalisieren, wird dieses Prinzip überdeutlich. So gibt es Hörachsen, an deren Ende Musiker mit identischen Instrumenten warten. So gibt es Flächen, die von einheitlicher Klangfarbe umrissen werden. Und so finden sich variable Sänger-Boote, die den Wasserwegen durch die geordnete Landschaft folgen. Was man nicht komponieren kann, wird dabei zum Ereignis: ... Wenn aus der Bariton-Gondel die Worte "Regen fällt" herüberklingen und in diesem Moment tatsächlich dicke Tropfen den See kräuseln, gewinnt der Zufall gestalterische Kraft. Dass sich Enten-Schnattern und Pfauenschreie nicht kalkulieren, wohl aber stimulieren lassen, haben die Musiker um den Dirigenten Golo Berg sowie die Sänger des Konzertchores Darmstadt bereits bei den Proben entdeckt ... Als einige Künstler am Ende fast ungläubig auf den Applaus reagierten, der ihnen auf den Wegen und aus den Gondeln gespendet wurde, hatte dies denn auch mit der eigenen Perspektive zu tun. Denn Wallmanns Stück ... braucht Bewegung zur Entfaltung. Und die war den 124 Mitwirkenden nicht gegönnt, während sie den rund 1000 Zuhörern eine altbekannte Landschaft in neue Farben tauchte - Regenbogen inklusive."


Volksstimme Magdeburg, 5.7.2004

"Mit viel Beifall ist die Uraufführung der Freilicht-Komposition "Der Blaue Klang" von Johannes Wallmann am Sonnabend im UNESCO-Weltkulturerbe Wörlitzer Park bedacht worden. ... "Wir sind froh, dass der Ablauf so gut funktionierte und auch das Wetter fantastisch in der Komposition mitgespielt hat", sagte der Generalmusikdirektor der Anhaltischen Philarmonie Dessau, Golo Berg. Der in Berlin lebende Wallmann schuf das Werk in zweijähriger Arbeit im Auftrag der Kulturstiftung Dessau/Wörlitz und des Anhaltischen Theaters. Wallmann wurde 1952 in Leipzig geboren. Deutschlandweit bekannt wurde er 1995 mit seiner Glocken-Requiem-Komposition für die Dresdner Kirchen."


Berliner Zeitung, 3./4.7. 2004, von Klaus Georg Koch

"... Wallmann hat den Park in neun Klang-Areale unterteilt, denen in der Komposition neun "Halbsätze" entsprechen, musikalische Einheiten, die wiederum in drei unterschiedlichen Abfolgen zusammengestellt sind. Und wie sich die Halbsätze dem Ohr des umherwandelnden Publikums in immer wieder neuen Konstellationen darbieten, so ist darauf geachtet, dass sich auch die Anordnung der Klänge verflüssigt. Vier Kähne, in denen kleine Chöre von Violinen, Baritonen und Sopranen sitzen, ziehen langsam über die Wasserflächen. Sie treten auf eher aleatorische Weise miteinander und mit den Klangposten am Ufer ins Verhältnis. Im Interesse der Harmonie hat der Komponist darauf verzichtet, eine diskursive oder expressive Musik zu schreiben. ... Und dann kommt es wirklich zu einer romantischen Entgrenzung der Wahrnehmung: Ein schwarzer Schwan schwimmt neben dem Boot der Baritone, eine weiße Ente begleitet das der Geigen. Von den Elbauen mischt sich das Geläut von Kuhglocken in den Klang; die über dem See untergehende Sonne durchkreuzt die Klangachse mit ihrem Gold. Ein Kuckuck ruft, ein Düsenflugzeug brummt, Blätter rauschen, vor dem Gotischen Haus schreien kehlig die Pfaue ins Spiel verstreuter Violinen. ... "Der Blaue Klang" verlässt ganz entschieden das Modell einer neuen Musik, die in geschlossenen Räumen mit dem Material verbundene Fragen verhandelt. Wallmann sucht ein reines Klingen. Dessen Musiker sind, befreit oder entmündigt, nicht mehr diskursive Subjekte wie in der Kammermusik, oder Hersteller eines Außerordentlichen wie in der Symphonik. Sie sind Ausführende, die Kraft ihrer Lungen, Arme und Finger die einzelnen Töne einer topographisch komplex notierten Harmonie erzeugen, deren Zusammenhang der Komponist wie aus der Vogelperspektive kennt."
 

MDR-Figaro, 8.7. 2004, von Gisela Nauck

"... obwohl diese Areale von wechselnden Klangfarben, Instrumenten und Stimmen gegliedert waren, schien sich in diesen knapp drei Stunden nichts wirklich ereignet zu haben. Aufgrund der immer wiederkehrenden, musikalisch knappen Figuren von Ruf und Gegenruf, Repetitionen oder lang gehaltenen Tönen begegnete man vielmehr dem Gleichen in permanenten Variationen. So hatte die Korrespondenz von Sichtachsen, Punkten und Kreisformen im Park mit ähnlich abstrakten
musikalischen Strukturen zwar eine musikalisch-landschaftliche Einheit gestiftet, in der Musik aber auch Redundanzen erzeugt. Nur wenige Momente, in denen sich - etwa mitten auf dem See - Klangpartikel zu einer zarten Textur von ganz eigenem Zauber verbanden, ließen etwas von Wallmanns innovativen Schönheitsvorstellungen ahnen."

 

Aachener Zeitung, 5.7. 2004:

“Mit viel Beifall ist die Uraufführung ... von Johannes Wallmann im Unesco-Weltkulturerbe Wörlitzer Park bedacht worden.“

 

Hörerstimmen zur Uraufführung am 3. Juli 2004:

  • "Lieber Herr Wallmann, „Der Blaue Klang“ in den Wörlitzer Anlagen war ein überwältigender Erfolg! Das ist hauptsächlich Ihr Verdienst, wofür ich mich im Namen der Kulturstiftung, aber auch persönlich auf diesem Weg sehr herzlich bedanken möchte. ..." (Dr. Thomas Weiss, Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz)
  • "... ein knapp dreistündiges, wahrhaft klangsinnliches Erlebnis. ... Nachhaltigen Eindruck hat bei mir persönlich vor allem das Zusammenwirken und Gemeinsam-Verändern von Sicht- und Hörperspektive hinterlassen. ... Ähnlich intensiv wie einige Abschnitte der Komposition habe ich ihren Schluss erlebt: Nach dem letzten Ton hatte ich einige Zeit lang eine "unvollständige" Wahrnehmung des Ortes, will heißen: Mir hat der Klang gefehlt!" (Christiane S., Musikwissenschaftlerin, Leipzig)
  • "... Das Projekt ist einzigartig und erst beim ersten "Genuss" beginnt man zu erahnen, welche intellektuelle und musikalische Leistung der Komponist vollbracht hat. Ich hoffe, dass der "Blaue Klang" noch viele weitere Aufführungen erlebt, die ich dann noch bewusster genießen kann." (Prof. Undine P., Telekom, Berlin)
  • "Es war fantastisch – mit großer Raumwirkung!" (Prof. Lothar E., Architekt, Berlin/Hamburg)
  • "... eine ganz neuartige Kunstform, in der die Grenzen zwischen Natur und Mensch wieder durchlässiger werden – dann, wenn die Pfauen schreien – oder waren es doch Oboen? – dann, wenn der Regen – wie die Vokalisten singen – auf die Erde herabfällt." (Ulrich S., Schriftsteller, Berlin)
  • "... es war schön und: e c h t ! ... Eine weittragende Frauenstimme über den Wassern stimmte uns ein, ein roter Farbfleck leuchtend am Horizont – sich wiederholende Bläsermotive vom Ufer her – blauer Himmel und blauer See ... Dann Hineingleiten in den stillen, schmalen Kanal – ferne Klänge tragen uns fort in eine zauberhafte Atmosphäre von Harmonie und Stimmigkeit, transparent wie ein Traum und doch von fühlbarer Dichte. ... Herzlicher Abschied von den Mitfahrenden – ohne Worte hatten wir uns in die lauschenden und sinnenden Gesichter geschaut, einander zugetrunken und Speisen und Oliven verzehrt und – gemeinsam – und jeder für sich ......... S c h ö n h e i t    e r l e b t." (Christa M., Rentnerin, Dresden)
  • "Noch ganz erfüllt sind wir von dem herrlichen Erlebnis DER BLAUE KLANG am vergangenen Sonnabend in Wörlitz. ... Diese innige Verbindung zwischen Natur und Musik war einfach wundervoll. Auf der Wiese vor dem Gotischen Haus lagen Pfauen zwischen den Musikern majestätisch lauschend als wäre das ganze Konzert für sie veranstaltet! Der vollkommen gespannte Regenbogen rundete das friedliche Bild und durchdringende Gefühl von Harmonie und Frieden auf so schöne Weise ab. Ich habe in diesen Tagen schon vielen Menschen von diesem herrlichen Erlebnis berichtet." (Angelika B., Kuratorin, Dresden)
  • ""Der Blaue Klang" am 3.Juli im Wörlitzer Park war für uns ein großes Hörerlebnis. Es war anmutig und lustig zugleich, festlich und volkstümlich, klangvoll und still. Dieser Wechsel hat es so interessant gemacht. Der Ort ist optimal, die Auswahl der Instrumente und Stimmen konnten nicht besser sein. Für einen Konzertsaal ist diese Komposition sicher nicht gedacht und schlecht umsetzbar, deshalb wünschen wir, daß dieses Ereignis ein fester Bestandteil des "Wörlitzer Parks" wird und jedes Jahr (wenn es genug Geldgeber gibt) ein- oder zweimal aufgeführt wird. Übrigens, mein Lieblingsplatz befand sich am Vibraphon!" (Bärbel und Georg B., Hörbuchproduzentin / Tonmeister der Berliner Philharmonie)
  • "... Allein die Möglichkeit den Klang von Stimmen und Instrumenten gleichsam von der Ferne aus aber auch in unmittelbarer Nähe aufzunehmen und immer neue Standpunkte zu erkunden, von denen aus man sich selbst ein neues Klangerlebnis schaffen konnte, war beeindruckend. Wir haben die Musik tatsächlich als Zusammenschwingen einzelner Teile zu einem Ganzen erlebt und dann auch immer wieder als ganz eigenes Stück, das sich fast traumverloren in die Landschaft des Parks fügte und sich selbst genügte. Es war wunderbar. ... Dabei haben wir uns selbst nicht nur als hörender Konsument, sondern auch als Mitspieler in diesem großen Orchester gefühlt. ... Was uns am Besten gefallen hat? Das kann ich nicht sagen. Vielleicht waren es die beiden Hörner, die über den See hinweg die Töne untereinander austauschten, oder die Harfe im Nymphaneum oder war es die Altsolistin in der Synagoge, der Tenor am Musentempel oder waren es die Glocken, deren kraftvoller Klang in Abständen über den Park wehte? Es wehte überhaupt stark zu Beginn des Konzerts und manche Töne verwehten erst im Wind ehe sie uns als Hörer erreichten - und es regnete auch einmal, aber da genau übernahmen die Glocken ihren Part. Aber wen störte an diesem wunderbaren Nachmittag schon Regen! ..." (Elisabeth und Dr. Reinhard K., Dresden)
  • "... Eigentlich ist es viel authentischer, die Instrumente auf die Wiese zu stellen und den Raum und die Natur in den Klang einzubeziehen. So machen es die Vögel ja auch. Und die Vögel sind doch der Ursprung der Musik, oder? Jedenfalls hat mir der "Blaue Klang" sehr gut gefallen und das Konzert hat auch noch lange in uns nachgewirkt, als wir über die Autobahn wieder zurück nach Berlin fuhren. ... Als der Regen kam, befanden wir uns gerade an der Synagoge. Das Zusammenspiel zwischen Kirche und Synagoge fand ich ergreifend" (Kathrin S., Journalistin, Berlin)
  • "Die Aufführung des "Blauen Klang" von H. Johannes Wallmann im Wörlitzer Park war ein besonderes Ereignis ... es ermöglichte uns, vom Betrachtenden zum Zuhörer und vom Zuhörer zum Betrachtenden zu werden und im jeweilig anderen Feld neue Nuancen und Aspekte zu entdecken. Diese Symbiose wurde vom zahlreichen Publikum, das sicher nicht unbedingt über Hörerfahrungen mit Neuer Musik verfügte, genußvoll aufgenommen. Der nach dem Ende geäußerte spontane Beifall läßt mich hoffen, daß qualitätvolle Kunst auch in unseren Zeiten in einer breiteren Schicht Verständnis findet." (Matthias B., Musiker, Dresden)
 
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