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Der blaue Klang - Eine Neue Einheit zwischen Mensch und Natur
""Blauer Klang" begeisterte das Publikum in Wörlitz ... Es ist ein seltsamer Zauber, der an diesem Abend über den Wipfeln und Wassern des Wörlitzer Gartens liegt. Es ist "Der Blaue Klang", der die Stille fordert. ... Wallmann pflanzt seine Musik mit derselben perspektivischen Sorgfalt, die ein guter Gärtner bei der Gestaltung seiner Anlagen aufwendet.“ (Mitteldeutsche Zeitung, 09.07.2004)" Im Bild: DER BLAUE KLANG - Klangwanderkarte
Landschaftsklang-Komposition für voneinander weit entfernte Vokal- und Orchestergruppen von H. Johannes Wallmann, 2004 Eine Neue Einheit zwischen Mensch und NaturAuf fast spielerische Weise reflektiert DER BLAUE KLANG grundlegende kulturelle Fragestellungen der Moderne. Im Wechselspiel zwischen den voneinander weitentfernten Instrumental- und Vokalgruppen, zwischen Klang und Stille, zwischen Teil und Ganzem sowie zwischen den optischen und akustischen Relationen führt diese Landschaftsklang-Komposition vor Ohren und Augen, dass eine Neue Einheit zwischen Mensch und Natur machbar ist und dass sich natürliches Vorhandensein und menschliches Gestalten harmonisch ergänzen könnten, anstatt sich gegenseitig zu zerstören. (s.a. "ARIA", KLANG FELSEN HELGOLAND, "pastorale - aus lebendem sein", "der-gruene-klang.de", "gleich den Vögeln" ) Sommerliche Aufführungen in weiträumigen Parks und GartenlandschaftenDas zwischen 2002 und 2004 entstandene Werk wurde für sommerliche Aufführungen in weiträumigen Parks und Gartenanlagen sowie entsprechenden Landschaftsräumen geschaffen. Uraufführung im "Garten der Aufklärung", UNESCO-Welterbe Wörlitzer Anlagen
Uraufführung am 3. Juli 2004: Anhaltische Philharmonie Dessau, Leitung und Einstudierung (unter Mitwirkung des Komponisten): Golo Berg, Markus L. Frank, Wolfgang Kluge Veranstalter/Kooperationspartner
Anhaltisches Theater Dessau in Kooperation mit der Kulturstiftung DessauWörlitz, Areale und Positionierungen der Vokal- und OrchestergruppenDER BLAUE KLANG besteht aus 3 Zusammenstellungen und 9 Klangarealen, die auf die jeweiligen akustischen und landschaftlichen Gegebenheiten des Aufführungsortes eingerichtet werden können. Die genaue Auswahl und Positionierung der Vokal- und Orchestergruppen erfolgt entsprechend der akustischen und landschaftlichen Gegebenheiten, die n.M. vom Komponisten recherchiert werden. Das Publikum bewegt sich durch das Orchester
Während die Musiker - koordiniert mittels Funkuhren - nach der sekundengenau notierten Partitur spielen bzw. singen, können die Zuhörer in dieses Areal hineingehen, sich bis zu 2 Stunden und 49 Minuten in ihm bewegen und – durch ihren je eigenen Rhythmus zwischen Gehen und Verweilen - sich den musikalischen Ablauf in gewisser Weise selbst zusammen stellen. D.h., dass sich das Publikum durch das - in einer Landschaft oder einem Park - positionierte Orchester bewegt, seine Wahrnehmung in einen großen Landschaftsraum hinein öffnet und die Komposition faszinierender akustischer Wechselspiele zwischen nahen und fernen Instrumenten/Stimmen nachvollziehen kann. An die Musiker und Musikerinnen:DER BLAUE KLANG ist wie eine zenbuddhistische Übung oder wie ein Gebet aufzuführen. Unabhängig davon, ob die Zuhörer stehen oder sich zwischen den jeweiligen Positionen bewegen. Das Weitergehen der Zuhörer sollen alle Mitwirkenden bitte nicht als Missachtung missverstehen, denn es ist Bestandteil des für dieses Projekt notwendigen Hörverhaltens. Die detaillierte Klanggwanderkarte gibt es genau dafür. Realisation einer musikalischen Utopie
Musikalisch wurde mit dieser Landschaftsklang-Komposition eine Utopie realisiert, wie sie z.B. von Claude Debussy (1862-1918) in seinem Essay "Musik im Freien" oder von Charles Ives mit der Idee einer „Universen Symphonie“ schon vor längerer Zeit formuliert wurde. Philosophisch definierte Wallmann KLANG ALS ZUSAMMENSCHWINGEN UNTERSCHIEDLICHER TEILE ZU EINEM GANZEN. (Diese Definition gilt hier auch dann noch, wenn man das Ganze nicht insgesamt wahrnehmen kann, weil man immer eine je eigene Wahrnehmungsperspektive einnimmt.) Gedankliche Anknüpfung"Der gelbe Klang" lautet ein Titel, den der Bauhaus-Meister Wassily Kandinsky bereits 1912 für eine Bühnenkomposition verwendete. So knüpft sowohl die Landschaftsklang-Komposition DER BLAUE KLANG als auch der DER GRÜNE KLANG bewusst an den Ideen des Bauhauses an (und damit an der Idee des integralen Zusammenwirkens der Künste sowie der kulturellen Erneuerung). In beiden Kompositionen (die im Umkreis von Weimar bzw. Dessau – also den Orten des ehemaligen Bauhauses uraufgeführt wurden) werden Musikkomposition und Landschaftsgestaltung zu einer integralen Einheit verschmolzen. DER BLAUE KLANG verbindet dabei Ideen der Moderne mit Ideen der Aufklärung. Die Idee der kulturellen Erneuerung ist nicht nur eine Grund-Idee von Integral-Art, nicht nur eine Grund-Idee des Bauhauses, sondern auch eine Grund-Idee der Aufklärung, die Fürst Franz mit seinem Wörlitzer „Garten der Aufklärung“ und seiner umfassenden Bildungsinitiative in die Tat umzusetzen suchte. Dies sind große kulturelle Vermächtnisse der Dessauer Region, bedeutsam für die gesamte deutsche und europäische Kultur. So gesehen könnten Aufführungen von DER BLAUE KLANG in dieser Region - und über sie hinaus - dazu beitragen, die Bewusstseins- und Reflektionslücke zwischen Aufklärung und Moderne zu schließen. Die TexteDie Vokalparts erklingen nach Texten von Ulrich Schlotmann, Schmuel Jakub Imber, der alten SATOR-AREPO-Formel (die schon Anton Webern Gegenstand kompositorischer Überlegungen war) sowie von dem Komponisten selbst. Die Texte sind in dem anliegenden Programmheft enthalten (pdf-Datei, ca. 1000 kB). Die SATOR-AREPO-Formel bedeutet in der Übertragung des Komponisten: S C H Ö P F E R M E N S C H BEWAHRE – VERKNÜPFE – ENTFALTE D I E W E R K E D E R B E W E G U N G Während mit Schlotmanns Text die Statik, Kraft oder Zartheit von unterschiedlich schnell verlaufenden Zyklen und Kreisläufen deutlich wird, erinnert Imbers Text "An die Kommenden" auch daran, dass der Mensch mit seinem Schicksal und seiner Intelligenz selbst Teil von Zyklen und Kreisläufen ist und diese mitgestaltet. Wallmanns Text fokussiert mit den Worten "string" und "integral" auf moderne Gedankengänge, wie z.B. der Super-Stringtheorie (einer astrophysikalischen Theorie, die davon ausgeht, dass sich alle Materie aus schwingenden Mini-Saiten zusammensetzt), der Chaostheorie oder der Idee einer Integralen Moderne. Die musikalische FormDie Komposition unterscheidet neun "Halbsätze", die in drei unterschiedlichen Abfolgen zusammengestellt sind. Diese drei Zusammenstellungen können ggf. durch zwei 4-minütige Zwischenspiele voneinander getrennt sein, in denen nur Glocken und Saxophon erklingen. 12 Übergangstöne (Tonhöhen einer 12-Tonreihe) verbinden wie ein roter Faden alle Teile der Komposition. Ausser dem Halbsatz "string integral" (C3), der alle zwölf Tonhöhen einbezieht, basieren alle anderen Halbsätze auf jener Tonhöhenskala, die Wallmann nach seiner Farbklang-Theorie als "blau" definiert. Die einzelnen Halbsätze sind nach dem Variationsprinzip komponiert und erklingen stets auf allen Positionen gleichzeitig. Bis auf den - nur zweimal erklingenden - Halbsatz "ohne worte" (B3) hat der Zuhörer durch die drei Zusammenstellungen die Möglichkeit, jeden Halbsatz dreimal und - je nach der Wegstrecke, auf der er sich selbst befindet - von unterschiedlichen Interpreten zu hören. Die Komposition ist auf 1800 Partiturseitensekundengenau fixiert. Sie dauert zwischen 53 Minuten (Zusammenstellung 1) und 2 Stunden und 49 Minuten (Zusammenstellung 1-3) und wird nach einem Zeitcode mittels Funkuhren gesteuert. Der musikalische AblaufTeil 1 Teil 2 Teil 3 Pressestimmen zur Uraufführung am 3. Juli 2004:Mitteldeutsche Zeitung, 9.7. 2004, von Ilka Hillger: "Blauer Klang" begeisterte das Publikum in Wörlitz "... Am
glücklichsten scheint Dirigent Golo Berg freilich über die gelungene
Uraufführung vom vergangenen Sonnabend zu sein. "Mir ist danach ein
Stein vom Herzen gefallen", sagt er. "Wir hatten zwar alle eine Vision,
von dem, was wir da tun, aber wir haben wirklich hoch gepokert." Das
hat sich indes mehr als gelohnt. 1000 Besucher und noch einmal 300
Zuhörer ohne Karte verließen nach drei Stunden glücklich und nahezu
beseelt von den Klängen den Park. Selbst das Regenintermezzo kaum für
Berg "genau im richtigen Moment". Der schönste Augenblick wartete
jedoch am Ende des Abends. "Es war wunderbar, als über 1000 Leute auf
den Wegen und Gondeln im Park applaudierten", sagt er. Der große Erfolg
vom "Blauen Klang" sollte nun die Veranstalter beflügeln, an einen
weiteren Aufführungstermin zu denken."
Zerbster Volksstimme, 6.7. 2004, von Stefan Mohr "Das Wetterrisiko unterstreicht die auf glückliche Umstände angewiesene Einzigartigkeit dieser Landschaftsklang-Komposition", kündigte der Komponist an. Das Wetter hat gehalten. In den Wörlitzer Anlagen haben am Sonnabend etwa 1300 Gäste ein außergewöhnliches Erlebnis genossen: die vom Anhaltischen Theater Dessau in Kooperation mit der Kulturstiftung DesaauWörlitz gestaltete Uraufführung von H. Johannes Wallmanns Landschaftsklang-Komposition "Der Blaue Klang". ... Mit und in jedem neuen Areal wurde der Besucher immer wieder auf´s Neue von optischen und akustischen Wirkungen und Eindrücken überrascht. "So bewusst habe ich den Park, obwohl ich ihn schon oft besucht habe, noch nie gesehen" sagte sichtlich bewegt ein älterer Oranienbaumer Gast. ... Größte Anerkennung all denen, die dieses unzweifelhaft monumentale Kunstwerk geschaffen und umgesetzt haben." Mitteldeutsche Zeitung, 5.7.2004, von Andreas Hillger "... Es ist ein seltsamer Zauber, der an diesem Abend über den
Wipfeln und Wassern des Wörlitzer Gartens liegt. Es ist "Der Blaue
Klang", der die Stille fordert. ... Wallmann pflanzt seine Musik mit
derselben perspektivischen Sorgfalt, die ein guter Gärtner bei der
Gestaltung seiner Anlagen aufwendet. Dabei nimmt er in Kauf, dass
einige der Klänge nur als Hintergrund für andere, stärkere oder
naheliegendere Reize wahrgenommen werden. In Wörlitz, wo Sichtachsen
den Blick behutsam kanalisieren, wird dieses Prinzip überdeutlich. So
gibt es Hörachsen, an deren Ende Musiker mit identischen Instrumenten
warten. So gibt es Flächen, die von einheitlicher Klangfarbe umrissen
werden. Und so finden sich variable Sänger-Boote, die den Wasserwegen
durch die geordnete Landschaft folgen. Was man
nicht komponieren kann, wird dabei zum Ereignis: ... Wenn aus der
Bariton-Gondel die Worte "Regen fällt" herüberklingen und in diesem
Moment tatsächlich dicke Tropfen den See kräuseln, gewinnt der Zufall
gestalterische Kraft. Dass sich Enten-Schnattern und Pfauenschreie
nicht kalkulieren, wohl aber stimulieren lassen, haben die Musiker um
den Dirigenten Golo Berg sowie die Sänger des Konzertchores Darmstadt
bereits bei den Proben entdeckt ... Als einige Künstler am Ende fast
ungläubig auf den Applaus reagierten, der ihnen auf den Wegen und aus
den Gondeln gespendet wurde, hatte dies denn auch mit der eigenen
Perspektive zu tun. Denn Wallmanns Stück ... braucht Bewegung zur Entfaltung.
Und die war den 124 Mitwirkenden nicht gegönnt, während sie den rund
1000 Zuhörern eine altbekannte Landschaft in neue Farben tauchte -
Regenbogen inklusive."
Volksstimme Magdeburg, 5.7.2004 "Mit viel Beifall ist die Uraufführung der Freilicht-Komposition
"Der Blaue Klang" von Johannes Wallmann am Sonnabend im
UNESCO-Weltkulturerbe Wörlitzer Park bedacht worden. ... "Wir sind
froh, dass der Ablauf so gut funktionierte und auch das Wetter
fantastisch in der Komposition mitgespielt hat", sagte der
Generalmusikdirektor der Anhaltischen Philarmonie Dessau, Golo Berg.
Der in Berlin lebende Wallmann schuf das Werk in zweijähriger Arbeit im
Auftrag der Kulturstiftung Dessau/Wörlitz und des Anhaltischen
Theaters. Wallmann wurde 1952 in Leipzig geboren. Deutschlandweit
bekannt wurde er 1995 mit seiner Glocken-Requiem-Komposition für die
Dresdner Kirchen."
Berliner Zeitung, 3./4.7. 2004, von Klaus Georg Koch "... Wallmann hat den Park in neun Klang-Areale unterteilt, denen in
der Komposition neun "Halbsätze" entsprechen, musikalische Einheiten,
die wiederum in drei unterschiedlichen Abfolgen zusammengestellt sind.
Und wie sich die Halbsätze dem Ohr des umherwandelnden Publikums in
immer wieder neuen Konstellationen darbieten, so ist darauf geachtet,
dass sich auch die Anordnung der Klänge verflüssigt. Vier Kähne, in
denen kleine Chöre von Violinen, Baritonen und Sopranen sitzen, ziehen
langsam über die Wasserflächen. Sie treten auf eher aleatorische Weise
miteinander und mit den Klangposten am Ufer ins Verhältnis. Im
Interesse der Harmonie hat der Komponist darauf verzichtet, eine
diskursive oder expressive Musik zu schreiben. ... Und dann kommt es
wirklich zu einer romantischen Entgrenzung der Wahrnehmung: Ein
schwarzer Schwan schwimmt neben dem Boot der Baritone, eine weiße Ente
begleitet das der Geigen. Von den Elbauen mischt sich das Geläut von
Kuhglocken in den Klang; die über dem See untergehende Sonne
durchkreuzt die Klangachse mit ihrem Gold. Ein Kuckuck ruft, ein
Düsenflugzeug brummt, Blätter rauschen, vor dem Gotischen Haus schreien
kehlig die Pfaue ins Spiel verstreuter Violinen. ... "Der Blaue Klang"
verlässt ganz entschieden das Modell einer neuen Musik, die in
geschlossenen Räumen mit dem Material verbundene Fragen verhandelt.
Wallmann sucht ein reines Klingen. Dessen Musiker sind, befreit oder
entmündigt, nicht mehr diskursive Subjekte wie in der Kammermusik, oder
Hersteller eines Außerordentlichen wie in der Symphonik. Sie sind
Ausführende, die Kraft ihrer Lungen, Arme und Finger die einzelnen Töne
einer topographisch komplex notierten Harmonie erzeugen, deren
Zusammenhang der Komponist wie aus der Vogelperspektive kennt."
MDR-Figaro, 8.7. 2004, von Gisela Nauck "... obwohl diese Areale von wechselnden Klangfarben, Instrumenten
und Stimmen gegliedert waren, schien sich in diesen knapp drei Stunden
nichts wirklich ereignet zu haben. Aufgrund der immer wiederkehrenden,
musikalisch knappen Figuren von Ruf und Gegenruf, Repetitionen oder
lang gehaltenen Tönen begegnete man vielmehr dem Gleichen in
permanenten Variationen. So hatte die Korrespondenz von Sichtachsen,
Punkten und Kreisformen im Park mit ähnlich abstrakten
musikalischen Strukturen zwar eine musikalisch-landschaftliche Einheit gestiftet, in der Musik aber auch Redundanzen erzeugt. Nur wenige Momente, in denen sich - etwa mitten auf dem See - Klangpartikel zu einer zarten Textur von ganz eigenem Zauber verbanden, ließen etwas von Wallmanns innovativen Schönheitsvorstellungen ahnen."
Aachener Zeitung, 5.7. 2004: “Mit viel Beifall ist die Uraufführung ... von Johannes Wallmann im Unesco-Weltkulturerbe Wörlitzer Park bedacht worden.“
Hörerstimmen zur Uraufführung am 3. Juli 2004:
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